Streuobstwiesen (Winterlandschaft)
Streuobstwiesen bilden einen besonders strukturreichen Lebensraum. Hier finden sich zugleich Elemente der lichten Wälder, Waldränder und verschiedene Wiesentypen.
Allein die Bäume der Streuobstwiesen können über 1000 verschiedene Arten von wirbellosen Tieren Lebensraum, Nahrung und Versteckmöglichkeiten bieten. Durch ihren Höhlenreichtum eignen sie sich auch besonders als Rückzugsraum für Vögel und viele geschützte
Baumhöhlen bewohnende Tiere wie Fledermäuse und Hornissen. Charakteristisch ist das Mosaik aus Licht und Schatten mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Habitaten. Bemerkenswert ist, dass mit dem Alter der Bäume der Artenreichtum zunimmt. So bilden besonders auch tote oder sterbende Bäume einen wertvollen Lebensraum für Pilze, holzbewohnende Kleinorganismen und Insektenn , welche wiederum Nahrungsgrundlagen für Vögel und viele andere Tiere sind.
Artenvielfalt
Wesentlich zur Artenvielfalt trägt auch die Wiese bei, vorausgesetzt, sie wird extensiv bewirtschaftet. Finden sich auf einem kurz geschnittenem Rasen kaum 30 Pflanzenarten, so sind auf beweideten und nur ein- bis zweimal geschnittenen Frisch- und Bergwiesen oft weit über 200 Pflanzenarten zu finden. Neben Gräsern und Kräutern, sich der Bewirtschaftung angepasst haben, finden sich hier Narzissen, Margeriten, Löwenzahn, Klappertopf, Glockenblumen, Johanniskraut und viele andere.
Mit dieser Vielfalt bieten Streuobstwiesen über das ganze Jahr hinweg auch optisch einen besonderen Reiz.
Artenreiche Streuobstwiesen mit alten hochstämmigen Bäumen prägten das typische Landschaftsbild unserer Gegend und zeugen von jahrhunderte langer bäuerlicher Obstbautradition
Woher kommt der Begriff „Streuobstwiese“ ?
Der Begriff „Streuobstwiese“ entstand vermutlich aus dem Eindruck, dass die Obstbäume meist wie zufällig auf die Wiese „hingestreut“ wirken und im Gegensatz zur Plantage keinem festen Muster folgen. Andere Deutungen besagen, dass das laubreiche Mähgut dieser Wiesen oftmals als Einstreu (Streu) für die Stallungen genutzt wurde und der Name daher stammen könnte.
Eine moderne Definition lautet: „Streuobstwiesen sind Bestände von mehr als zehn unregelmäßig gepflanzten, starkwüchsigen und großkronigen Obstbäumen deren artenreicher Unterwuchs als Mähwiese oder Viehweide genutzt wird.“
Die ersten großen Obstpflanzungen in der Landschaft entstanden bereits im 15. und 16. Jahrhundert. Seinen Höhepunkt erreichte der Obstbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts, wo neben dem Eigenverbrauch auch durch den Obstverkauf ein wichtiges Zusatzeinkommen für die Landbevölkerung entstand. Seither prägen die Streuobstwiesen die Randbereiche der Dörfer. Neben den 6.000 bekannten Obstsorten bergen die Biotope auch über 4.000 Tier- und Pflanzenarten und bilden somit den artenreichsten Lebensraum in Mitteleuropa.
Rettet die Streuobstwiesen! Pflanzt neue Obstbäume an!
Trotz ihrer großen Bedeutung für Landschaftsbild, Dorfklima und Ökologie sind die Streuobstwiesen vielerorts gefährdet und verschwinden schleichend aus den Siedlungsbereichen. Die Gründe hierfür sind sehr zahlreich, zum einen sind die Bäume oft sehr alt und sterben ab. Dadurch dünnen die Bestände immer mehr aus, auch werden die Früchte und Wiesen immer seltener wirtschaftlich genutzt, was zu einer Vernachlässigung der Pflege der Bäume und Flächen führt. Oftmals fallen die Bäume dann Baumaßnahmen zum Opfer und müssen Eigenheimen oder Straßen weichen So gehen jedes Jahr nicht nur wertvolle Biotope, sondern auch über Jahrhundert gezüchtete Obstsorten fast unmerklich verloren.
Quelle: Informationstafeln an der Streuobstwiese in Großschönau in Sachsen (Auszug)