Einleitung

Um sich mit den Bienen vertraut zu machen und erste Erfahrungen mit ihnen zu sammeln, ist für den Anfang ein fester Standort empfehlenswert. Dieser Standort muss sehr sorgsam ausgewählt werden: Er hat großen Einfluss auf den Erfolg der Bienenhaltung. Wird nur mit 1 oder 2 Magazinbeuten begonnen, so lassen sich Aufstellungsfehler im Nachhinein natürlich leicht korrigieren. Problematischer wird es, wenn ein fester Bienenstand oder ein Bienenhaus geplant und realisiert werden soll.

Gesetzliche Bestimmungen

Die Bienenhaltung ist in den meisten Gebieten prinzipiell möglich, doch müssen lokale Besonderheiten beachtet werden.

In Thüringen ist die Bienenhaltung grundsätzlich überall erlaubt. Prinzipiell können Bienenvölker überall aufgestellt werde, sofern die Rechte anderer Grundstückseigentümer und Nachbarn gewahrt bleiben.

Eine neu beginnende Bienenhaltung ist der Thüringer Tierseuchenkasse in Weimar (vergibt Tierseuchenkassen-Nummer) und dem zuständigen Landwirtschaftsamt (vergibt Personen-Ident-Nummer) mitzuteilen.

Am besten, der Neuimker wendet sich an den Vorsitzenden des örtlichen Imkervereins, der ihn sicher gern bei diesen und den folgenden Fragen unterstützen wird.

Ungünstige Standorte

Die Bienen sollten nicht in der Nähe von Großviehanlagen oder Stallungen (Pferde, Rinder, Schweine) auch nicht in der Nähe von Pferdekoppeln aufgestellt werden. Die Ausscheidungen der Tiere erhöhen die Stechlust der Bienen.

Ungünstig ist auch die Nachbarschaft eines Industriegebietes mit giftigen Abgasen, sie verursachen Bienenverluste.

Auch sollte man wegen der ständig vorhandenen Stechgefahr Orte meiden, an denen sich regelmäßig viele Menschen aufhalten (Kindergärten, Schulen Sportplätze, Altersheime, Krankenhäuser).

Zur Zeit des Reinigungsfluges im Frühjahr führen die Verunreinigungen, die die Bienen hervorrufen, bei Autolackierereien, Wäschereien oder ähnlichen Einrichtungen zu Problemen.

Am Standort sollte es keine unregelmäßigen starken Erschütterungen (z. B. in der Nähe eines Steinbruches oder einer Schrottverwertungsstelle) geben, damit die Bienen nicht in der Winterruhe gestört werden.

(Micro-) Klimatische Verhältnisse

An Standorten, an denen sich leicht Kaltluft ansammelt und Nebel entstehen (z. B. in Geländemulden) oder ständig starke Winde wehen (z. B. Höhenlagen), wird die Bienenhaltung stark beeinträchtigt. Ungünstige klimatische Verhältnisse hemmen besonders die Frühjahrsentwicklung der Bienenvölker und beeinträchtigen damit Leistung und Ertrag. Außerdem begünstigen sie Krankheiten.

Nahrungsangebot:

Eine wichtige Voraussetzung für die Bienenhaltung ist eine ausreichende Nahrungsgrundlage für die Bienen. Sie muss die Bienen nicht nur ernähren, sondern auch dem Imker einen Mindestertrag an Honig garantieren. Ausschlaggebend dafür ist ein reichhaltiges Angebot an Pollen und Nektar während des gesamten Jahres im Umkreis von etwa 2 km um den Bienenstand.

Wasserstelle:

Wasser gehört zu den Lebensbedingungen der Bienen. Solange Flugbetrieb herrscht müssen sie ihren großen Wasserbedarf jederzeit decken können. Da die Bienen das Wasser im Stock nicht speichern, gewinnt eine natürliche Wasserstelle (Bach, Teich) in unmittelbarer Nähe an Bedeutung. Fehlt diese, muss der Imker eine künstliche Tränkstelle in der Nähe seiner Völker schaffen.

Umgebung:

Die Bienen brauchen zwar viel Sonne und frische Luft, ungehinderte Sonnenbestrahlung und Windeinwirkung schaden den Bienenvölkern jedoch. Bäume oder Hecken können Windschutz gewähren und können besonders in den heißen Mittagsstunden Schatten spenden. Wenn die Schutzpflanzen den Bienen zusätzlich noch Tracht bieten und sie zum sofortigen Hochflug zwingen, erfüllen sie gleich mehrere Zwecke. Vor allem letzteres hat vielfach große Bedeutung, um Belästigungen der Mitmenschen zu vermeiden. Ein möglichst abgelegener Ort reizt die ein- und ausfliegenden Bienen am wenigsten zum Stechen.

Himmelsrichtung der Fluglöcher:

Über die Ausflugrichtung entscheiden die örtlichen Bedingungen, so dass es dafür kein allgemeingültiges Rezept geben kann. Die vorteilhafteste Richtung ist die Himmelsrichtung Südost als Ausflugrichtung, weil die Flugfront so die Morgensonne „aus erster Hand“ erhält und vor den heißen Strahlen der Mittagssonne geschützt wird. Vor einer Ausflugrichtung nach Westen, zur Wetterseite hin, ist ebenso abzuraten wie nach Norden. Die Sonne ist das Lebenselement der Bienen und sollte deshalb nicht ständig von der Flugfront ferngehalten werden. Bei direktem Südausflug empfiehlt sich allerdings ein weit überstehendes Dach oder die schon erwähnte Anpflanzung von Bäumen als Schattenspender für den Sommer. So kann sich das Beuteninnere im Sommer nicht überhitzen. Im Winter bewirken die Schattenspender, dass die Bienen nicht schon bei den ersten Sonnenstrahlen aus dem Stock gelockt werden und in der Kälte erstarren.

Nachbarn:

Bienen sind nur in der unmittelbaren Nähe ihres Flugloches angriffslustig, das ist ein normales Schutzverhalten. Bereits in einem Abstand von ca. 3 m ignoriert die Biene normalerweise Menschen, es sei denn, dass die Menschen stark „duften“ oder durch hektische Bewegungen auf sich aufmerksam machen. Werden die Bienen durch natürliche oder künstliche Hindernisse vor der Flugfront gezwungen, hoch zufliegen, so behalten sie diese Flughöhe bis zur Trachtstelle bei.

Es gehört zu den Pflichten eines Imkers, unzumutbare Belästigungen seiner Umwelt von vorn herein auszuschließen. Die Rücksichtnahme auf die Nachbarn steht hierbei an erster Stelle. Alle geplanten Maßnahmen sollten im guten Einvernehmen mit den Nachbarn abgesprochen werden. Durch die Gespräche wird Verständnis für das Vorhaben erreicht, die Nachbarn werden darüber informiert, wie sie sich in der Nähe von Bienen verhalten sollten. Auch später ist es angebracht, bei den Nachbarn das Interesse an den Bienen wach zuhalten und ihnen Einblicke in das interessante Leben zu geben.

Belästigungen können nicht vollständig ausgeschlossen werden (Reinigungsflug, Schwärme), so dass ständig versucht werden muss, Einvernehmen mit den Nachbarn zu erreichen. Es versteht sich von selbst, dass Stecher (besonders angriffslustige Völker) vom Stand verbannt werden müssen. Die Ausflugrichtung sollte nicht direkt in Richtung der Nachbarn zeigen. Soll der Stand in unmittelbarer Nähe des Nachbargrundstücks errichtet werden, muss er durch eine ausreichend hohe und entsprechend lange Schutzwand abgeschirmt werden. Die Bienen sind dadurch gezwungen, das Grundstück des Nachbarn in ausreichender Höhe zu überfliegen, und die Stechgefahr wird eingeschränkt.

Öffentliche Wege:

Zu Wegen oder Straßen sollte ein Sicherheitsabstand von 20 m eingehalten werden, um Passanten nicht zu belästigen oder gar zu gefährden. Zusätzlich können die Bienen durch Hecken, Schilfwände, bewachsene Maschendrahtzäune zum sofortigen Hochfliegen gezwungen werden.

Bienen in der Kleingartenanlage:

Eigentlich müssten Bienen in Kleingartenanlagen willkommen sein. Die Bienen tragen durch ihre Bestäubungsleistung zu stabilen Obsterträgen in den Kleingärten bei. Problematisch ist, dass die Bienen in einem relativ kleinen Garten aufgestellt werden müssen und damit die Belästigungsgefahr für die Gartennachbarn steigt. Der angeblich verminderte Erholungswert und mangelnde Sachkenntnis (Bienen und Wespen werden nicht unterschieden, ein Insektenstich ist dann gleich immer ein Bienenstich) sind oftmals Gründe genug, die Imker aus den Kleingartenanlagen zu verbannen. In Kleingartenanlagen sind die größten und die am Rande liegenden Gärten für eine Bienenhaltung sehr gut geeignet.

Zusammenfassung:

Anfänger sollten den Rat eines erfahrenen Imkers einholen. Die Beuten werden an der höchsten Stelle des Grundstücks, mit den Fluglöchern in Richtung Südost aufgestellt.

Im Abstand von ca. 2 m wird eine Hecke (z. B.: Schneebeere = gute Bienenweide) vor die Flugfront gepflanzt, die die Bienen zum Hochfliegen zwingen.

Befinden sich im Flugkreis der Bienen kein Bach oder Teich, ist für eine Bienentränke (Korken in einem großen Blumenuntersetzer) zu sorgen.

Es sollten mit Rücksicht auf die eigene Familie und auf die Nachbarn „sanfte“ Bienen gehalten werden.