Der Förderverein der Bio-Landschule Langenwetzendorf und die AG Biene der Bio-Landschule hatten für den 27. Januar 2024 zu einem Erfahrungsaustausch über eine Bekämpfung der Varroamilbe ohne Chemie (Ameisensäure, Oxalsäure) eingeladen. Es trafen sich 22 an diesem Thema Interessierte im Werkraum der Schule.

Auf den erwachsenen Bienen sieht man nur die weibliche Varroamilbe. Dort schiebt sie sich gerne zwischen die Hinterleibsringe der Bienen und reißt in die zarten Zwischenhäutchen Wunden. So kann sie ein Gemisch aus Fettzellen und Hämolymphen von der Biene aufnehmen. Die Biene wird dabei zwar kaum geschädigt, durch die Wunde können allerdings andere Krankheitskeime eindringen. Da die Bienen im Sommer eh nur sechs Wochen leben, tun Krankheitserreger schwer sich zu vermehren. Zudem halten sich die Varroamilben nur kurz auf den erwachsenen Bienen auf.

Die Varroamilben sitzen bevorzugt auf Ammenbienen, denn die führen die Milben an ihr Ziel: die Bienenbrut. Dort dringen die Muttermilben kurz vor dem Verdeckeln in die Brutzellen ein und legen in der Zelle im Rhythmus von 30 Stunden Eier ab. In der Zelle beißt die Milbe der Bienenmade ein Loch in den Bauch. Dort können sich die jungen Milben ernähren. Je länger die Brutzelle verdeckelt ist, desto besser können sich die Milben vermehren. In der Arbeiterinnenbrut können sich bis zu drei begattete Milbenweibchen entwickeln, in der Drohnenbrut sogar bis zu fünf. Schlüpfen Bienen aus der geschädigten Brut, sind sie deutlich kurzlebiger. Das ist vor allem im Winter ein Problem, wenn die Bienen bis zu sechs Monate alt werden und das Volk über den Winter bringen sollten. Da der Fettkörper kleiner ist, produzieren diese Bienen zudem weniger Futtersaft. Dann legen die Bienen auch weniger Brut an.

( Quelle: https://www.bienenundnatur.de/bienenkrankheiten/varroabehandlung/so-schadet-die-varroamilbe-den-bienen-601)

Die Varroamilben können auf verschiedene Weisen bekämpft werden. Jedes Verfahren hat Vor-(VT) und Nachteile(NT).

1. Drohnenbrutentnahme:
Die Drohnenbrut wird aus dem Baurahmen ausgeschnitten und eingeschmolzen.
VT: Einfach zu handhaben, kleiner Eingriff
NT: AS-Behandlung trotzdem erforderlich. Die Volksharmonie wird gestört, denn zu einem gesunden Volk gehören im Sommer auch Drohnen.
2. Vollständige Brutentnahme:
Am Trachtende werden alle Brutwaben entnommen und durch Leerwaben oder Mittelwände ersetzt.
VT: Wirksamkeit >80 %, kein AS-Einsatz notwendig, Brutwaben können zur Ablegerbildung verwendet werden
NT: Hoher Wabenumsatz, pro Volk sind meist mehr als 6 Waben auszutauschen (Schwerer Eingriff). Volksharmonie wird empfindlich gestört.
3. Bannwabe:
Die Königin wird auf eine separate Wabe gesetzt, die beidseitig mit einem Absperrgitter versehen ist. Diese Wabe sollte nach ca. 12 Tagen gewechselt werden, die bebrütete Wabe wird eingeschmolzen.
Für dieses Verfahren gibt es spezielle Käfige im Internet zu kaufen, eine Eigenanfertigung ist möglich.
VT: Verfahren erscheint einfach
NT: Bei der Erprobung mit Kunststoff-Absperrgittern gab es Weiselverluste auf dem Stand von Jürgen.
4. Bannwabenverfahren mit 2 oder mehreren Waben (Stephan):
In das Magazin wird ein senkrechtes Absperrgitter eingesetzt, so dass ein Raum für 2 – 3 Waben entsteht.
Das Gitter hat einen Oberträger, der dem Oberträger einer Wabe entspricht und endet unten in einer genuteten Leiste. Der Raum unter den separierten Waben kann nach unten durch ein Brettchen oder ein Absperrgitter begrenzt werden, damit SIE nicht ausreißen kann.
In dieses Abteil kommt offene Brut mit ansitzenden Bienen und der Königin. Nach ca. 12 Tagen wird eine Wabe durch eine Leerwabe oder auch eine Mittelwand ersetzt. Beide Waben werden entnommen, ehe die Jungbienen aus diesen Waben schlüpfen.
VT: Kleiner Eingriff, da nur die Wabenanordnung geringfügig geändert wird.
Wirksamkeit >80 %, keine AS-Behandlung erforderlich. Das separate Abteil kann zur Schwarmverhinderung (Wabe mit Weiselzellen und Königin kommt in dieses Abteil) oder auch zur Umweiselung verwendet werden, denn nach 9 Tagen befindet sich im größeren Teil nur noch verdeckelte Brut. Die bestifteten Waben werden aus dem kleinen Raum zusammen mit der (auszuwechselnden) Königin entnommen und im größeren Teil wird die (einzuwechselnde) gekäfigt zugesetzt.
NT: Magazin muss geringfügig umgebaut werden. Dafür stellen die Vogtlandwerke evtl. geeignete Teil zur Verfügung.
5. Käfigen der Königin (Stephan):
Die Königin wird in einen flachen Käfig eingesetzt, der etwas kleiner als die verwendeten Waben ist. Der Käfig kann von den Bienen durchlaufen werden, ist aber so schmal, dass darin keine Wabenzellen gebaut werden können.
VT: Kleiner Eingriff, eher günstig für die Überwinterung, denn die Bienen können erst nach dem Freilassen der König mit der Brut beginnen. Der Futterverbrauch dürfte geringer sein.
NT: AS und Oxalsäure sind trotzdem notwendig.
6. Bienensauna (Stephan):
Die von  Dipl.-Ing. Richard Rossa entwickelte Bienensauna setzt die Bienen für 3 Stunden einer Temperatur von 42° C aus. Die Milben vertragen diese hohen Temperaturen nicht oder werden zumindest unfruchtbar. Stephan besitzt eine derartige Sauna seit 09/2023 und hat bis jetzt einen insgesamt positiven Eindruck.

VT: Wirksamkeit > 80%, die direkte Behandlung in der Zarge ist bei vorhandenem Stromanschluss (evtl. auch über Akku) möglich. Nach Stephans bisherigen Erfahrungen überstehen die Bienen die Wärmebehandlung gut und bleiben „friedlich“. Ableger können milbenfrei gemacht werden.
NT: Hoher Preis (ca. 1600 €), das zeitaufwendige Verfahren ist für Berufsimker eher nicht geeignet.

Zuletzt stellte Stephan einen neuen oberen Abschluss für Magazine vor. Er versah ein Magazin (Höhe ca. 12 cm) unten mit einem Metall-Lochblech, wie es bei den Magazinböden verwendet wird. Darauf kam eine Lage Stoff und dann eine Schütte Stroh. Nach oben hin ist dieses Magazin offen. Im Freien werden 2 Abstandsleisten und ein Blechdeckel aufgelegt. Er machte die Erfahrung, dass der Honig aus diesen Völkern besonders trocken war. Außerdem zeigten sich im Frühjahr keine Schimmelspuren an den Innenseiten des darunter befindlichen Magazins. Es ist abzuwarten ob die Vogtlandwerke auch diese Lösung anbieten.

Den Anwesenden hat diese Veranstaltung gefallen.  Wir möchten an dieser Stelle der Schule und dem Förderverein der Schule danken, dass sie diese Veranstaltung möglich gemacht haben.

Stephan und Jürgen